Unser Umgang mit Vielfalt

Unser Umgang mit Vielfalt

 

An unserer Schule ist jede*r willkommen! Jedes Kind ist besonders. Durch die Verschiedenheit des Einzelnen erhält unsere Gemeinschaft ihren Reichtum.

  • Kinder kommen aus vielfältigen Familien (Familientraditionen, -konstellationen).

  • Kinder haben vielfältige Kulturen (Sprache, Religion, soziale Kultur).

  • Kinder können und wollen Unterschiedliches leisten.

  • Kinder lernen ihre persönlichen Interessen mit denen der Gemeinschaft abzuwägen.

  • Kinder haben unterschiedliche Unterstützungsbedarfe.

 

Wir werden der Heterogenität mit individualisierten und demokratischen Strukturen gerecht. Die Kinder lernen mit anderen umzugehen und sie als Bereicherung zu begreifen sowie sich in ihrer Vielfalt zu respektieren. Sie unterstützen sich gegenseitig und lernen, Hilfe von anderen anzunehmen. In der Rolle als Pädagog*in verstehen wir uns für die Kinder als Lernbegleiter*in und Berater*in, der/die sich durch Lehrberatung, Lerngespräche sowie Reflexion über den Lernprozess auszeichnet. Gleichzeitig sind die Pädagog*innen Vertrauenspersonen, Beobachter*innen und Lernprozessversteher*innen.

Besondere Vielfalt entsteht durch jahrgangsübergreifendes Lernen. Die Lerngruppen 1/2 und 3/4 werden jahrgangsgemischt geführt. Sowohl beim Schulanfang als auch beim Übergang in die Stufe 3/4 werden die Kinder gestärkt, da erfahrene Kinder den neuen Kindern bei der Eingewöhnung helfen. Das Lerngruppenteam hat mehr Zeit, um das einzelne Kind in seinem Lernprozess zu verstehen und es zu unterstützen, teamfähig zu sein in der Zusammenarbeit mit den anderen. Jahrgangsübergreifendes Lernen bietet allen Kindern größere Chancen Regeln, Rituale und Lerninhalte voneinander zu lernen, denn das verständliche Erklären eines Inhalts stellt einen Lernzuwachs besonderer Qualität dar. In der Jahrgangsmischung bieten sich vielfältigere Möglichkeiten, Spiel- und Lernfreunde zu finden: z.B. schnell lernende Kinder finden Partner*innen den älteren Kindern. 

 

Unsere Erfahrungen zeigen, dass

  • die Veränderung der Sozialstruktur im Lerngruppenverbund den toleranten Umgang miteinander fördert. Jedes Kind erfährt, mal zu den jüngeren Kindern und mal zu den älteren Kindern zu gehören - ein für Einzelkinder besonders wichtiger Lernprozess. 

  • die Chance der individuellen Verweildauer (langsam lernende Kinder können drei Jahre in der Eingangsstufe bleiben, schnell lernende Kinder können schon nach einem Jahr in die Lerngruppe 3/4 wechseln) zu einer Veränderung des Unterrichts führt. Die Notwendigkeit der inneren Differenzierung im Unterricht wird systemisch offensichtlich.

  • Kinder durch den Wechsel aus der 1/2 in die 3/4 zweimal erlernen, neu in eine Lerngruppe zu kommen oder andere Kinder aufzunehmen. Diese Kompetenzen unterstützen sie nicht nur beim Übergang in die weiterführende Schule, sondern in allen Lebensphasen, in denen sie sich auf neue Gruppen einstellen müssen. 

  • nachhaltige Helfersysteme möglich werden: Kinder beraten Kinder. Sie benutzen das Helfersystem als Chance zum Lernen auf der Meta-Ebene, denn das erklärende Kind vertieft so sein Wissen. Hilfesuchende können aus vielen Ansprechpartner*innen eine*n wählen.

  • Pädagog*innen zu Expert*en der Stufe werden, da sie sich mit den Inhalten, der Altersstufe und den verschiedenen Leistungsständen dieser Stufe besonders auseinandersetzen.

 

Unsere inklusive Grundhaltung spiegelt sich ebenso auf der Ebene der Mitarbeiter*innen wider.

Jedes multiprofessionelle Lerngruppenteam setzt sich aus zwei Grundschullehrer*innen (oder einer/einem Grundschullehrer*in und einer/einem Sonderpädagog*in) und einer/einem Erzieher*in zusammen. Ziel ist es, dass in jeder Lerngruppe ein dreiköpfiges Kernteam zusammenarbeitet. Die multiprofessionellen Teams werden durch Fachkräfte, z.B. für Musik   oder Englisch unterstützt. Hinzu kommen situativ bedingt Schüler*innenassistenzen, Praktikant*innen, Referendar*innen und Elternvertreter*innen. Die Lerngruppenteams treffen sich jeden Montag zu festen Teamzeiten, um gemeinsam Unterricht und Projekte zu planen, die Lernlandkarten-Arbeit zu entwickeln und umzusetzen, um sich über Kinder mit ihren besonderen Bedürfnissen auszutauschen, pädagogisches Handeln zu reflektieren und pädagogische Maßnahmen zu besprechen sowie Aufgaben zu verteilen. Jedes Mitglied übernimmt Aufgaben in diesen Bereichen. Die Aufgabenverteilung in den Lerngruppenteams läuft individuell und ist nicht von der Profession abhängig. Alle Teammitglieder arbeiten gleichberechtigt und bereichern das Team mit ihrem professionellen Handeln, so dass ein beständiges Lernen voneinander möglich ist. 

 

Um als Team gut zu funktionieren, ist ständiger Austausch miteinander ein wichtiger Baustein. „Team sein“ bedeutet Vorbild sein: für die anderen Teammitglieder, die Bereitschaft, eigenes Handeln hinterfragen zu lassen, eigene Erfahrungen weiter zu geben, besonders an neue Mitarbeiter*innen. So wird erprobtes Wissen und Handeln direkt weitergegeben. Teamsitzungen führen zur permanenten Professionalisierung des eigenen Handelns. Bei allem Planen und Handeln steht das Schulkonzept als roter Faden im Vordergrund.

 

Als Teamschule zeichnet sich unser kommunikatives System durch die vielfältigen Teamzusammensetzungen mit ihren entsprechenden Aufgaben und der Vernetzung untereinander aus: Leitungsteam, Steuergruppe, Haus-, multiprofessionelle Groß- und Lerngruppenteams, vertikale Teams (Tandem) kommunizieren in Präsenz und digital. Alle Sitzungen werden protokolliert, an die teilnehmenden Mitglieder und z.T. an die Schulleitung weitergegeben und nachhaltig gesichert. 

 

Unser Ziel ist es, dass alle Kinder am Schulalltag der Lerngruppe teilnehmen können. Durch das schulinterne Arbeitszeitmodell und die Teamstrukturen schaffen wir eine personalintensive Betreuungssituation in den Lerngruppen. Wenn Kinder darüber hinaus sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf für eine umfassende Teilhabe benötigen (z.B. pflegerische Betreuung, Hilfe bei Selbst- und Fremdgefährdung, körperliche und motorische Unterstützungsbedarfe, Unterstützung im lebenspraktischen Bereich oder Ähnliches), bindet die Schule Schüler*innenassistenzen in die Teamstrukturen ein. So wollen wir allen Kindern ermöglichen, Sozial- und Selbstkompetenz aufzubauen.

 

Die Schüler*innenassistenzen werden schulextern durch die „Lebenshilfe“ angestellt und koordiniert. Es gibt ein/e feste Koordinator*in an der Schule. Einmal wöchentlich treffen sich alle Schüler*innenassistenzen zum gemeinsamen Austausch, der auch für Teammitglieder offen ist. Für Schüler*innenassistenzen besteht die Möglichkeit, vor Vertragsunterzeichnung einen Tag in der betreffenden Lerngruppe zu hospitieren, Kinder und Lerngruppenteam kennenzulernen. 

Bevor eine Begleitung startet, organisiert die Lebenshilfe ein „Kennenlerntreffen“ zwischen Schüler*innenassistenzen, Familie und Kind. Außerdem tauschen sich die Lerngruppenteams mit der Schüler*innenassistenz über Räumlichkeiten, Schulkonzept, Teamstrukturen und das Lerngruppenleben aus. 

 

 

Ziele, die wir zum Teil erproben und anbahnen:

  • Im Schulalltag gilt das Motto: So viel Hilfe wie nötig und so wenig wie möglich! Ziel ist die Selbständigkeit aller Kinder der Lerngruppe.

  • Schüler*innenassistenzen sind Ansprechpartner*innen für das Kind. Das Kind muss aber immer auch die Chance haben, unabhängig von der Schüler*innenassistenz zu agieren und Selbständigkeit entwickeln zu können. Ausnahmen dazu kann es geben, wenn Kinder auf Grund ihrer individuellen Entwicklung, z.B. körperlich-motorisch eine durchgängige Begleitung benötigen.

  • Es gibt eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Lerngruppenteam und den Schüler*innenassistenzen in Bezug auf individuelle Planungen (Förderplan) für den Schulalltag, Austausch über Beobachtungen zu Kindern, Absprache zur individuellen Unterstützung, gemeinsame Elterngespräche und Möglichkeit zur Teilnahme an Konferenzen.

  • Zusätzliche Austauschzeiten werden von der „Lebenshilfe“ finanziert. Die Schüler*innenassistenzen können an pädagogischen Konferenzen (in Absprache mit dem Träger) teilnehmen, um unser Schulkonzept besser verstehen zu können und gleichwertige/r Teampartner*in sein zu können.